
BALANCE ZWISCHEN PERFEKTION UND AKZEPTANZ
Wie du mehr Gelassenheit findest
Lesedauer: ca. 5-6 Minuten
Perfektionismus kann antreiben – oder bremsen. Während der Wunsch nach Verbesserung uns motiviert, kann er auch Druck erzeugen. Oft setzen wir uns selbst unter Stress, weil wir glauben, etwas müsse „perfekt“ sein. Doch was wäre, wenn wahre Balance nicht im Streben nach Perfektion, sondern in der Akzeptanz des Moments liegt?
In der Yogaphilosophie wird dieses Prinzip in den Yoga Sutras durch das Niyama „Santosha“ (Zufriedenheit) beschrieben. Es lehrt uns, den gegenwärtigen Moment anzunehmen, ohne ständig nach „mehr“ zu streben.
Ein täglicher Balanceakt: Perfektion & Akzeptanz
Wir alle erleben Momente, in denen wir das Gefühl haben, nicht genug zu tun oder zu sein. Oft treiben uns hohe Erwartungen und der Wunsch nach Perfektion an – sei es von uns selbst oder durch äußere Einflüsse. Doch genau hier beginnt der innere Konflikt: Ist unser Streben nach Verbesserung noch gesund oder setzen wir uns damit unnötig unter Druck?
Dieser innere Kritiker kann in verschiedenen Bereichen unseres Lebens auftauchen:
- Im Beruf: Wir wollen immer effizienter, schneller und besser sein. Fehler empfinden wir als Scheitern statt als Lernprozess. Selbst nach Erfolgen bleibt das Gefühl, dass noch mehr möglich wäre.
- Beim Sport: Fortschritt ist wichtig, aber der Druck kann uns hemmen. Statt Freude an der Bewegung zu empfinden, setzen wir uns Ziele, die immer weiter in die Ferne rücken. Pausen fühlen sich wie Rückschritt an, statt als notwendige Erholung.
- Im Alltag: Die To-do-Liste wird nie leer – und wir sind nie „fertig“. Statt im Moment zu leben, hetzen wir von einer Aufgabe zur nächsten. Selbst Freizeitaktivitäten werden optimiert, damit sie möglichst produktiv sind.
Doch genau hier liegt die Herausforderung: Wann ist genug wirklich genug?
Wie oft haben wir ein Ziel erreicht, nur um direkt das nächste anzustreben? Wann erlauben wir uns, zufrieden zu sein? Und vor allem: Was würde passieren, wenn wir einfach mal loslassen und den Moment so akzeptieren, wie er ist?

Die Lehre des „Santosha“ – Zufriedenheit im Jetzt
Im Yoga gibt es das Konzept des Santosha, das zweite der fünf Niyamas im Yoga Sutra von Patanjali. Es steht für Zufriedenheit und Annahme des Moments – nicht als resignierte Passivität, sondern als bewusste Entscheidung, sich nicht ständig selbst zu optimieren. In einer Welt, die uns lehrt, immer mehr zu wollen, ist Santosha eine Erinnerung daran, dass wir bereits genug sind.
Doch Santosha bedeutet nicht Stillstand. Es geht nicht darum, jeglichen Fortschritt aufzugeben, sondern darum, ihn mit einer Haltung der Akzeptanz zu verbinden. Wachstum kann nur nachhaltig sein, wenn wir mit uns selbst im Reinen sind.
Was bedeutet das in der Praxis?
- Loslassen lernen: Nicht jede Asana muss perfekt aussehen – entscheidend ist, wie sie sich für dich anfühlt. Ein Krieger 1 oder eine sanfte Vorbeuge sind genauso wertvoll wie eine komplexere Haltung. Wichtig ist, dass jede Asana mit einer Balance aus Stabilität und Leichtigkeit praktiziert wird. Siehe auch das Yoga Sutra „Sthira Sukham Asanam„, über das wir im Beitrag von letzter Woche gesprochen haben.
- 👉 Im Alltag bedeutet das: Du musst nicht immer 100 % leisten – und oft kannst du es auch gar nicht. Eine Aufgabe gut zu erledigen, reicht aus. Perfektion ist eine Illusion, die uns unnötig unter Druck setzt. Erlaube dir, Dinge mit Freude zu tun, anstatt nur auf das Endergebnis fixiert zu sein.
- Selbstmitgefühl üben: Fehler sind kein Zeichen von Scheitern, sondern ein natürlicher Teil des Wachstums – auf der Yogamatte genauso wie im Leben. Manche Tage fühlen sich leicht an, andere schwer – und das ist vollkommen in Ordnung.
- 👉 Übertragen auf den Alltag: Nicht jeder Tag ist gleich produktiv, nicht jedes Gespräch läuft perfekt. Doch ein einzelner Moment definiert nicht deinen Wert. Sei mit dir selbst genauso nachsichtig, wie du es mit einem guten Freund wärst. Denn oft sind wir strenger mit uns selbst als mit anderen. Übe, dir die gleiche Freundlichkeit entgegenzubringen, die du anderen selbstverständlich schenkst.
- Den Moment genießen: Zufriedenheit entsteht nicht durch das Erreichen eines bestimmten Ziels, sondern durch die Fähigkeit, das Hier und Jetzt wertzuschätzen.
- 👉 Im Alltag kann das bedeuten: Anstatt ständig auf den nächsten Karriereschritt, die perfekte Beziehung oder das Wochenende hinzuarbeiten, gönne dir bewusste Pausen, um den gegenwärtigen Moment zu genießen – sei es eine Tasse Tee, ein Lächeln oder ein Moment der Stille.
Frage dich: Ist es möglich, den Moment anzunehmen, ohne ihn verändern zu müssen?
Übung für zuhause: Die Praxis der Akzeptanz
Diese kleine Übung hilft dir, Balance zwischen Perfektion und Akzeptanz zu finden:
- Setze dich in eine bequeme Position (im Sitzen oder Liegen).
- Schließe die Augen und beobachte deinen Atem.
- Erinnere dich an einen Moment, in dem du dich unter Druck gesetzt hast.
- Frage dich: War es wirklich notwendig? Hat der Perfektionsanspruch dich glücklich gemacht?
- Atme tief ein und stelle dir vor, dass du die Anspannung loslässt.
- Sage innerlich: „Ich bin genug, so wie ich bin.„
- Spüre nach und genieße das Gefühl der Erleichterung.
Diese Übung kann helfen, sich bewusst zu machen, dass Akzeptanz oft mehr innere Ruhe schenkt als das Streben nach Perfektion.
Weitere Links und Inspirationen
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- BALANCE ZWISCHEN KÖRPER UND GEIST
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Hier kannst du dich zu unseren Yoga-Angeboten informieren und anmelden, um mehr Balance zwischen Perfektion und Akzeptanz zu erreichen:
YIN YOGA: Sanfte, lang gehaltene Dehnungen fördern Entspannung, Beweglichkeit und innere Ruhe – ideal zum Loslassen und Regenerieren:
VINYASA YOGA: Dynamische, fließende Bewegungen verbinden Atem, Geist und Körper – perfekt für mehr Kraft, Mobilität und mentale Klarheit:
Hier sind einige weitere informative Quellen, die dir dabei helfen können, deine Balance zwischen Perfektion und Akzeptanz noch mehr zu finden [unbezahlt]:
- Über die Yoga-Sutras:
- Buch: „Die Yoga-Sutras des Patanjali“ T.K.V. Desikachar (z.B. via Hugendubel)
- Über Santosha:
- Artikel: „Santosha: Ein Plädoyer für mehr Dankbarkeit“ K. Goßmann & M. Blankenfeld (Quelle: YogaEasy, zuletzt geöffnet: 02.03.2025)
Die wahre Balance zwischen Perfektion und Akzeptanz liegt im Loslassen
Perfektion kann motivieren, aber Akzeptanz bringt Gelassenheit. Die Kunst liegt darin, zu erkennen, wann wir uns selbst zu viel Druck machen – und wann es Zeit ist, loszulassen. Denn wahre Balance entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch Vertrauen in den Moment.
Frage an dich: Wo in deinem Leben kannst du Perfektion loslassen und stattdessen Zufriedenheit kultivieren?
Einen tollen Start in die neue Woche für dich!